Seitdem ich Lehrer bin, veranstalte ich mit meinen Englischkursen in der Sekundarstufe II vor Weihnachten eine Weihnachtsstunde. Natürlich fehlen hier Lichterketten, Räucherkerzen, Plätzchen, Kinderpunsch und ugly Christmas sweater nicht…aber viel mehr geht es mir in dieser Stunde um die Reflexion des letzten Jahres und das Formulieren von Wünschen und Zielen für das neue Jahr.
Als Aufhänger dient John Lennons Happy Xmas (War is over) und die Zeilen:
So this is Christmas and what have you done?
A very merry Christmas
And a happy new year,
Let’s hope it’s a good one
Without any fear
Die Schüler:innen reflektieren ihr letztes Jahr und an einer Wäscheleine werden die Ziele und Wünsche für das neue Jahr aufgehängt. Im darauffolgenden Jahr, schauen wir uns normalerweise die Wünsche des Jahres davor an und vergleichen.
Aufgrund des Lockdowns im letzten Jahr, war dies nicht möglich. Also ließ ich meinen Leistungskurs Briefe schreiben, an ihr zukünftiges Ich im Jahr 2021. Diese sollten sie mir über Weihnachten schicken. Ich habe sie sicher verwahrt, nicht geöffnet und in der diesjährigen Weihnachtsstunde zurückgegeben.
Das war das emotionalste und ehrlichste, was ich je in der Schule erlebt habe. Neben der Tatsache, dass sich ein Schüler 10 Euro zu seinem Brief an sein zukünftiges Ich gesandt hatte oder eine Schülerin sich selbst Bilder zur Aufmunterung schickte, bat eine Schülerin sogar darum, dass ihr Brief vorgelesen wird.
Ich hatte noch nie vor einer Klasse Tränen in den Augen, aber gestern ging es nicht mehr anders. Das war so ehrlich, so reflektiert und emotional. Das war unvergesslich. Einige Schüler:innen konnten dann ihre Emotionen nicht mehr verbergen.
Die Schüler:innen haben meine Idee ernst genommen und sie mit Herz und Seele gefüllt und damit mir und sich selbst diesen tollen Moment in der Schule geschenkt, der länger in unseren Gedächtnissen bleiben wird, als nur bis zum Abiball. Danke euch!
Ich bin so gern Lehrer, es erfüllt mich. Vor allem, wenn man solche Momente wie gestern erlebt.
